... war ein ReinFall. Da brennen ein paar Trucks einen Tunnel aus und der Highway 5 wird gesperrt. Und Adam kann nicht kommen. Da sitz ich nun- ohne Pläne, weil ich mich ja herumchauffieren lassen wollte, wie eine kleine Prinzessin. Was aber schlimmer ist, ohne Böcke und traurig, weil ich ihn SO GERN wiedergesehen hätte. In seinem Land. Ohne Palmen.
Toll. Klar hab ich dann was gemacht. Bin in einem Bus gestiegen, weit gefahren und ewig weit gelaufen, am Strand, am Meer entlang. Habe Kaffee mit Sojamilch getrunken, viel gelesen, bisschen was gegessen, die amerikanische Esskultur ist grauenhaft oder gar nicht vorhanden, bäh, und darauf gewartet, dass die Zeit vergeht. Ist sie, wenngleich minus 9 Stunden nur schlecht zu verpacken sind.
Und.
Ja. Es gibt Menschen, die neiden mir den Job. Vielleicht sind das nicht viele, aber es gibt immer wieder den schönen Satz: Jahaaa, es muss furchtbar schlimm sein, durch die Welt zu fliegen und fremde Länder zu besuchen, mal eben einen Tag am Meer zu verbringen und so weiter und so fort.
Hm. Ist es. Es ist interessant, aber es ist auch anstrengend. Ewig lange Flüge, 10 Prozent Luftfeuchtigkeit, kein Schlaf die Nacht hindurch plus Jetlag, unregelmäßiges Essen und in diesem Fall auch noch ungesund,
gestern kam ich dann völlig kaputt nach Hause, konnte um fünf Uhr nachmittags nichts anderen tun als ohne Essen ins Bett zu fallen, habe bis elf geschlafen, bis halb zwei wach gelegen, bis halb zehn geschlafen. Und wache auf mit unglaublich fiesen Kopfschmerzen. Weil. Auch viel zu wenig getrunken. Toller Job. Ich muss mir was einfallen lassen.
lahoiha - Mi, 17. Okt, 10:40
337 mal durch die Augen ins...
Es war wieder einer dieser Tage, an denen schon morgens beim Augenaufschlag zu merken ist, dass irgendetwas nicht stimmt. Oder sogar, dass nichts stimmt. Einer dieser Tage, an dem nichts gut läuft, laufen wird.
Ich war Perfektionistin darin.
Ich schlug die Augen auf, nachdem ein nicht enden wollender Traum mich gerädert hatte. Ein Traum von Kermit dem Frosch und einer großen, in der Dunkelheit stehenden, ohrenbetäubenden Lärm erzeugenden Maschine, die einzig und allein dazu da war, Menschen langsam und blutig zu zerquetschen. Kermit, dieser Verräter. Vor der Maschine stehend, mit seiner piepsenden Quäkstimme, nur ein Satz: „Aber Moment, ich habe hier noch einen.“ Er tauchte in meiner Traumlandschaft auf, seitdem ich mich erinnern kann. Früher nur, wenn mich mal wieder kindliches Fieber bis hin zur Halluzination gequält hatte. Immer wiederkehrend: diese Maschine, mein entsetzter Blick darauf, Schreien, matschig-schweres Brechen von Knochen und ein ganz furchtbar bleiernd, schmerzendes Drücken, als hätte mir jemand meinen Kopf in den Schraubstock geklemmt und würde nun genüsslich langsam den Hebel anziehen. Auch jetzt wieder, hier in diesem Moment, ist dieses Gefühl so wirklich, dass ich innehalten muss und ein paar Mal den Kopf schüttele.
Kermit also. Ja. Früher nur bei Fieber sein sadistisches Spiel spielend, tauchte er nun nur noch auf, kurz bevor mich ein schlechter Tag erwischen sollte.
Ich lag im Bett, versuchte, das Drücken hinter den Schläfen loszuwerden und mich ein bisschen zu ordnen. Blickte in den hellen Hinterhof auf die nackten Zweige der sonst so grünen Bäume. Ach ja, auch das noch. Winter. Der Winter war nicht mein Freund, der Traum hatte mir zugesetzt und zu allem Übel fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, neuen Espresso zu kaufen. Na toll.
Ich stand also auf, streckte mich und beschloss, erst einmal duschen zu gehen. Es war schon spät, in etwa 18 Uhr. Ich steckte mitten in einem Nachtwachenturn, die vorangegangenen Nächte auf der Intensivstation waren ruhig verlaufen. Das einzig wirklich Nervende, immer wieder Nervende daran war, dass ich mit einer mir ungemochten Kollegin arbeitete. Sie redete viel zu viel und meistens derart hohles Zeug in sächsischen Akzent, dass es mir Stiche im Kopf versetzte. Na gut, eine Nacht noch, dann würde ich erlöst sein. Eine Nacht noch einen Hindernislauf durch sächsische Dummdörfer absolvieren, nicht mehr.
Die Dusche weckte meine Geister. Ich verharrte ungewohnt lange unter dem warmen, weichen Strahl und lockte Leben in jede fasrige Ecke meines Körpers. Scheiß auf Kermit. Dieser Tag würde mich genauso schnell wieder loslassen, wie er mich erwischt hatte.
Gegen 19:30 Uhr stieg ich fast gutgelaunt ins Auto und hatte bis auf einen kleinen, kaum merkbaren Druck im Kopf, nahezu keine Erinnerung mehr an meinen gehassten Frosch und seine vermeintliche Symbolik.
Und nur 15 Minuten später bog ich auf den Wirtschaftshof des Krankenhauses ein, lenkte mein nachtblaues Auto in eine sehr nahe Parklücke, freute mich darüber, meiner Faulheit diesbezüglich einen Gefallen getan zu haben und stieg, mit Lars am Handy redend, aus dem Auto.
Und es dauerte eine Weile, bis meinem Kopf einging, was meine Augen sahen. Erst nur im Augenwinkel Bewegungen wahrnehmend blickte ich schließlich ganz hin. Das Auto, den Porsche, der dort an der Laderampe stand, die Beifahrertür weit geöffnet, erkannte ich sofort. Es war der Wagen der Frau unseres Oberarztes. Ein Internist. Ein Mensch. Ich sage das deswegen so ausdrücklich, weil es leider traurige Tatsache ist, dass es viel zu wenig, ethisch und moralisch feine Menschen gibt, sowohl im Arztberuf als auch im wahren Leben.
Und daneben... gleich ein paar Meter weiter, so nah, dass mir in der Nachsicht klar war, dass er diesen Weg nicht gegangen sondern gezogen worden war,
ein lebloser Körper, an dem bereits eine Heerschar medizinischen Personals mit der Reanimation beschäftigt war.
„Oh nein. Bitte nicht“ schoss es mir durch die Gedanken. Ein froschgrünes Blitzen vor meinem geistigen Auge, ein unerträglicher Druck hinter den Schläfen. „Oh nein, bitte nicht, bitte lass es seine Frau sein.“
Ich weiß natürlich, dass das ein verwerflicher Gedanke war. Ich weiß auch, dass man das niemandem wünschen soll. Sollte. Eigentlich. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, möchte ich sagen, dass seine Frau schon seit langen Jahren sehr schwer krank war. Ein Schatten ihres Selbst. Abgemergelt und schleppend atmend. Labbrige Haut an ihrem Körper, langsame, schwerfällige Bewegungen. Dieser Gedanke lag also nah, und vor dem Hintergrund meiner Zuneigung zu diesem Oberarzt so nah, dass ich kaum atmen konnte.
Doch, ich glaube, ich bin hingerannt. Genau weiß ich nicht mehr, ob meine Atemlosigkeit vom Laufen oder der Angst kam, die mir jeden Schritt so tonnenschwer erscheinen ließ.
Dort stand ich nun. Ich brauchte nur zwei Blicke in sein Gesicht. Beim ersten musste ich mich vergewissern, dass tatsächlich er es war, der dort unten, bewegt von den ihn umgebenden Menschen, lag. Wie fremd einem doch ein vertrautes Gesicht erscheint, sobald die gewohnte Mimik gewichen ist. Doch. Es war nicht seine Frau, es war er.
Der zweite Blick bestätigte mir das, was mir so unbegreiflich erschien, nämlich, dass dieser Mensch tot war. Und bleiben würde. Alle Spannung, die das Leben hervorruft, in Körper und Geist, war verschwunden. Meine Augen glitten über seinen Körper, fast musste ich lächeln, denn er hatte wie immer farbig passende Socken zu seinem Hemd an, die Haare lagen geordnet am Kopf. Nur seine Augen. Seine Augen verdeutlichten mir, worum es hier wirklich ging. Sie waren ganz geöffnet, blickten starr ins Nichts, ich meine, nicht durch irgendetwas hindurch, nicht starr auf irgendetwas, sie blickten einfach ins Nichts. Ich stand dort, konnte nicht glauben, wollte nicht glauben, was dort geschah, und bis heute frage ich mich, welche Augenfarbe er eigentlich hatte und wie es verdammt noch mal sein konnte, dass ich so oft hineingeschaut hatte, ohne mich an die Farbe seiner Augen erinnern zu können. Blau? Grün? Nun hatten sie gar keine Farbe mehr, keinen Glanz, sie waren milchig-stumpf wie die Augen eines sehr altersschwachen Hundes.
Vielleicht ertrug ich es nicht. Vielleicht wollte ich aber auch einfach alles vorbereiten, vorbereiten für ihn, für seinen vermeintlichen Weg zurück ins Leben, den ich mir so sehr wünschte, der mir unverzichtbar erschien. Für ihn. Für mich.
Ich rannte auf die Station. Ich schrie, doch, ich schrie. Völlig außer Atem schrie ich dennoch. Wortfetzen: „Schlaui. Tot. Reanimation. Hilfe. Beatmungsgerät. Schnell. Bitte schnell.“
Wir versuchten, schnell zu handeln. Es war für mich überwältigend zu sehen, wie gefasst und ruhig alle arbeiteten. Alles lief wie immer, obwohl jedem klar war, dass das hier nicht annähernd wie immer war. Wir arbeiteten und wir kämpften. Wir wechselten uns gefasst fassungslos ab. Alle wollten ihr Bestes geben, gaben ihr Bestes. Der Schweiß lief mir den Rücken herunter, in die Unterwäsche, bis in die Socken. Die Luft erschien mir stickig, zu stickig, als dass ich gut hätte atmen können. Ich stand auf einem Stuhl vor dem Bett, in dem er lag, über ihn gebeugt. Drücken und hoffen. Und hoffen. Drücken. Und zwischendurch seine Stimme in meinem Ohr, so als würde er nicht unter meinen Händen liegen sondern direkt neben mir stehen: „Mädchen, was machste denn da? Das bringt doch nichts mehr. Wir hören auf.“ Ich musste an die Situationen mit ihm denken, in denen er in der Lage war, das Sterben eines Patienten als gegeben hinzunehmen. Es anzunehmen. Und diesen Menschen gehen zu lassen. Gehen lassen zu können.
Ich sah ihn an und dachte daran, dass einem solchen Menschen, ihm, ein ebensolches Sterben zustehen sollte. Das EKG zeigte weder Reaktion auf die vielen Medikamente, noch auf die Herzdruckmassage. Nichts. Plötzliche Albtraumbilder stiegen in mir auf. Wir holen ihn doch zurück. Sein Herz schlägt wieder. Er wird aber nie wieder wach. Hypoxischer Hirnschaden. Die letzten Monate, Jahre seines Lebens, zu einem Pflegefall verdammt. Und all diese Gedanken wieder in froschgrünes Licht getaucht.
Hilfe suchend blickte ich den diensthabenden Oberarzt an, den ich noch nie hatte leiden können. Uns verband eine Abneigung, wie sie tiefer nicht hätte sein können. Doch hier und jetzt wollte ich mich vor ihn stellen, ihn anflehen, wenn es sein musste. Bitte. Aufhören.
Nach einer Stunde geschah genau das. Wir hörten auf. Ein kurzer, stiller, atemloser Moment, dann Weinen. Ich schloss die Augen. Meine Schultern, mein ganzer Körper schmerzte. Ich atmete im Schutz meiner gesenkten Lider ein, wieder aus und sah mich um.
Jeder weinte. Kein Wort von irgendwem. Geballte Trauer die Nacht hindurch. Letzte Wünsche, letzte Berührungen, Tränen. Für einen Menschen, dessen Weggang bis heute eine Lücke hinterlässt. Für einen Menschen, bei dem ein jeder lächeln muss, wenn die Erinnerung an ihn die Gegenwart trifft.
Die restliche Zeit dieser Nacht schleppte sich mühsam durch die Gänge. Meine ganze Energie blieb mit jedem Schritt, den ich tat, am Boden kleben. Mir war alles egal. Der mir verhasste Oberarzt, die dummdreiste Kollegin, niemand berührte mich noch. Später, als alles still war, die Beatmungsgeräte surrten monoton über die Station, ging ich noch einmal in sein Zimmer.
Ich schloss die Tür, holte mir einen Stuhl, setzte mich neben sein Bett, berührte seine Hand. Ich werde nie verstehen, wie es sein kann, dass ein Körper so lang noch nach dem Weichen des Lebens warm sein kann.
Ich sah ihn mir an, er wirkte jung, viel zu jung. Eigentlich hatte ich ein angestrengtes, von der Tortour gemartertes Gesicht erwartet, aber alles war friedlich. Er war friedlich. Und beim genaueren Hinsehen erkannte ich ein zufrieden-glückliches Lächeln.
Noch heute beim Aufschreiben, fast zwei Jahre später, begleiten mich Tränen bei jedem Wort. Noch heute erwarte ich, wenn ich durch das Krankenhaus laufe, in jedem Flur seinen gemächlich schlurfenden Gang.
Noch heute fehlt er.
So soll das sein. So soll das bleiben.
Kermit bin ich seit dieser Nacht ein für alle Mal los.
Ich saß dort neben dem Bett und habe, nachdem ich ein paar Herzens- und Abschiedsworte gesprochen hatte, eine Ansage an das grüne Monster in meinem Kopf gemacht.
Vielleicht war es der richtige Zeitpunkt, vielleicht der richtige Ort, vielleicht aber auch die Entschlossenheit in meiner Stimme, gestärkt durch die vergangenen Stunden.
In der Stille des Augenblicks hatte ich, heimlich, meine Angst vor dem Sterben, die Angst vor dem Tod, verloren. Trotz aller Schwere, die diese Stunden mit sich brachten, ich fühlte mich leichter denn je.
Keine Angst mehr. Erst recht nicht vor grünen Stoffpuppen, die stets von rosa Schweinen durch die Luft gepfeffert werden. Und ich pfefferte ihn hinaus. Hinaus aus dem Raum, hinaus aus meinen Träumen, aus mir. Soll sich auch weiterhin Miss Piggy mit ihm abgeben.
Und wieder: „Abschied, ach ja!“
lahoiha - Sa, 13. Okt, 11:15
903 mal durch die Augen ins...
Ich war heute noch nicht draußen. Nur in der Wanne und in der Küche. Auf dem Sofa und auf dem Boden. Fußboden. Ich weiß nicht, wie außerhalb dieser Wohnung die Luft riecht, dabei ist es genau mein Wetter. Bodennebel.
Dafür bin ich gestern 10km spaziert. Ich bin unruhig und da hilft nur spazierengehen. Gefrühstückt habe ich eben erst. Ich bereite meinen Biorythmus wohl schon auf LA vor. Jahaaa. LA. Ganz genau. Und zwar morgen früh. Planänderung. Und dort treffe ich mich mit Adam. Wie schön. Manchmal glaube ich dann doch, dass alles seinen Sinn hat. Und manchmal- vertraue ich auch darauf. Immer öfter.
Trotzdem- nein, ganz genau deswegen, werde ich mich trauen. Mutig sein. Ich war jetzt schon viel zu lang untätig.
Und jetzt. Ab nach draußen. Ein bisschen atmen.
Und mein U.- Du hattest Recht.
lahoiha - Fr, 12. Okt, 19:13
294 mal durch die Augen ins...
Gestern Nacht konnte ich nicht schlafen, also zog ich mich warm an und verließ um kurz nach null Uhr das Haus, um noch einen kleinen Spaziergang im angrenzenden Park zu machen. Bodennebel. Ich musste an den vergangenen November denken. Bodennebel und Johanniskraut. So weit bin ich längst nicht wieder. Die Luft roch nach Herbst mit einem Hauch Winter, die wenigen Laternen im Park erinnerten mich an das warme Gaslicht in Prag bei minus zwanzig Grad. Alleine im Wald. Ohne mich allein zu fühlen. Der Spaziergang dauerte fast zwei Stunden. Durch den Bodennebel, an Igel und Kaninchen und einem alten, dicken Baum vorbei, der imposant im Schauerlicht vor mir aufragte. Ich lebe hier jetzt seit 8 Jahren- er war mir noch nie aufgefallen. "Wie alt Du wohl bist?" Ein paar Blätter raschelten zu Boden. "Darf ich Dich umarmen?" Natürlich habe ich nicht wirklich Antwort erwartet, finde es aber grundsätzlich dennoch höflicher, nachzufragen, bevor ich näherrücke. Also ging ich nah ran und legte meine Wange an seine alte, bröckelnde Rinde, schloß die Augen, atmete einfach ein bisschen und verabschiedete mich nach einer Weile.
Ich freue mich auf den Winter. Auch wenn es vermutlich keinen Schnee gibt. Auch wenn er sicher grau und feucht wird. Ich freue mich dennoch. Auf glasklare Luft, die sich leichter atmen lässt. Auf den Nebel in meinem Gesicht. Auf Schals und Mützen, Handschuhe, Stulpen und Stiefel. Auf die Kälte draußen, lange Spaziergänge am nahen Fluss. Auf warme Bäder, Tee, Kerzen und. Liebe.
Als ich den Park verlasse habe ich mich noch kurz etwas gefragt, dass mich noch nie zuvor beschäftigt hat:
Was machen Nacktschnecken eigentlich im Winter?

lahoiha - Do, 11. Okt, 19:25
331 mal durch die Augen ins...
gehen mich zurücknehmen ehrlich sein die wohnung verlassen spazierengehen sonne auf der nase im herzen durchatmen eiscreme rhein keine tränen nach vorn blicken aufwachen gehen lassen. andere. mich. gehen lassen. ängste. vergangenheit. illusionen. gehen lassen. loslassen. lassen. es einfach mal lassen.
Ich nehme mir eine kleine Auszeit.
lahoiha - Do, 11. Okt, 12:19
243 mal durch die Augen ins...
there has to be a change I´m sure
today was just a day fading into another
and that can´t be what a life is for
lahoiha - Mi, 10. Okt, 11:41
254 mal durch die Augen ins...
Da sitzt er, schwanzwedelnd im BeifahrerFußraum, guckt trotzig, ich sag, komm Dex, raus da, der Schwanz stoppt das Wedeln, der Blick wird kühl, Deeheex, komm. Nichts. Keine Bewegung. Dieser Hund will, dass ich bleibe. Oder dass ich ihn mitnehme.
Im Endeffekt bin ich ein paar Minuten später auf dem Weg nach Hause, Düsseldorf, allein, es ist schon dunkel, die Straßenlaternen laufen in meinem Augenwinkel an mir vorbei, flüchtig eilend wie meine Gedanken.
Ich habe mich entschieden und zwar dagegen. Obwohl ich nichts mehr wollte als zu schreiben. Wenn nun aber der starke Rücken, der mich seit enorm langer Zeit begleitet, schon viel zu viel zu tragen hat, und das seit Monaten, und, ich mag es gar nicht ausschreiben, seit über einem Jahr, und ich nicht mehr weiß, wie ich noch mehr, mehr und Zusätzliches tragen soll, gerade schaffe ich mit mehr Hängen als Würgen mein Pensum, das ich mir rangezüchtet habe. Wenn die Zeit rar ist und die Ruhe Mangelware. Wenn die Verantwortung zu groß ist.
Ist es dann legitim, Nein zu sagen? Egal ob- ich habe es getan. Nein. Ich will nicht. Weil ich nicht kann. Und ich kann nicht. Weil ich nicht will. Und somit ist es legitim.
Und die Straßenlaternen laufen noch immer im Augenwinkel an mir vorrüber, eilend und flüchtig.
Ein bisschen einsam fühle ich mich grad. Und sehe sehnsüchtig in den BeifahrerFußraum, da sitzt kein Dex.
Ob das die Grenzpolizisten geahnt haben und mich deswegen anhalten?
"Guten Abend."
"Guten Abend."
"Ausweis bitte."
*
Ich reiche ihm den Ausweis*
"Wo kommen sie denn her????" *
Taschenlampe direkt in meine Augen*
"Aus Uden."
"Aus Uden?"
"Ja. Aus Uden."
"In Holland?" *
blend, blend, blend*
"Genau." *
Fast erblindet die Augen reibend*
"Verbotene Substanzen?"
"Geht das auch in ganzen Sätzen? (Das habe ich mir nur gedacht)", also sage ich:
"Nein, weder konsumiert noch gekauft."
"Machen sie bitte den Kofferraum auf!"
"Klar, ich sehe nur nichts mehr (ja ja, auch nur gedacht)."
*
Ich gehe zum Kofferraum und öffne ihn beschämt. Es sieht aus wie auf einem Schlachtfeld. Ich male mir aus, wie lange es schon allein dauern würde, bis sie alles raus- und wieder reingeräumt haben, bis die Verkleidung meines Autos wieder anmontiert ist, die Reifen wieder aufgezogen, ich bekomme einen lustigen Brechreiz und schwöre mir, ihn baldbaldbald aufzuräumen*
"Machen sie bitte den Koffer auf (das war keine Bitte, auch wenn er bitte sagt)!"
*
Er wühlt in meinen Klamotten, der Unterwäsche, meinem ST.Pauli-Pullover, guckt sich meine Haarbürste haargenau an und.*
"Gut- gute Fahrt. Wissen Sie, wie sie vom Parkplatz kommen?"
*
Ich will ihn fragen, ob er mich verkackeiern will, lasse es aber und sage:*
"Klar, danke. Viel Erfolg noch."
Super- hätte ich mal Dex mitgenommen.

lahoiha - Di, 9. Okt, 00:26
286 mal durch die Augen ins...
lahoiha - Mo, 8. Okt, 18:17
252 mal durch die Augen ins...
Hier liege ich nun und es fällt mir in die Gedankenmühle. Ich bin Pazifist. Ich will nicht mehr kämpfen. Nicht mit anderen, nicht mit den Zahlen auf meinem Konto, nicht mit dem immer wieder aus der Wand fallenden Dübel, nicht mehr mit mir. Vor allem- nicht mehr mit mir.
Ich bin Pazifist.in.
lahoiha - So, 7. Okt, 23:24
255 mal durch die Augen ins...
Mit Dank an H. in W.
lahoiha - So, 7. Okt, 23:00
217 mal durch die Augen ins...
Ich bin wie ich bin und dabei bin ich auch noch. Das muss MAN ich erst einmal hinbekommen. Und nun rudere ich wie verrückt, um mich nicht nicht nicht darauf auszuruhen, dass ich so bin ich wie ich und dabei auch noch bin. Wem das zu verrückt klingt- der hat recht. Ich in ver-rückt. Deswegen ja auch das Rudern. Hä? Ach ja. Ach so. So so. Aha. Na dann. Gute Nacht.
lahoiha - So, 7. Okt, 20:23
215 mal durch die Augen ins...
Wirre Träume plagen mich. Mal Kindheitserinnerungen, gestern Nacht dann Zugirrfahrten. Und zwar:
Nach Hamburg bin ich unterwegs, habe die Haltestelle verpasst und bin eine zu spät ausgestiegen. Endstation mit Namen XengXeng. Exakt SO geschrieben. Es ist bereits 1:30 in der Nacht und ich sehe auf dem Fahrplan nach, wann der nächste Zug zurückfährt. Ohren spitzen! Um genau 18:35. Es ist kalt und ich hab die Schnauze voll.
So. Und jetzt ist Freitag und auch schon wieder fast nicht mehr. Ich wollte schwimmen gehen, bin aber gehindert worden, also bin ich in die Sauna gegangen, ich kann nichts dafür- ich fühle mich nicht wohl mit Menschen anderen Geschlechts auf den Holzbänken, das stelle ich immer wieder fest. Ich meine, ich fühle mich beobachtet, da fällt mir auf, ich gucke ja auch, das muss genauso rüberkommen. Ich versuche den Blick ins Innere zu richten, muss aber wieder nachsehen, weil ich denke, es beobachtet mich noch immer jemand, aber, nur ich gucke, und das merkt der andere und guckt. Nach einem Saunagang in viel zu heißen 90 Grad Celsius habe ich dann das Handtuch geschmissen, nein, ich bin ich auf die Sonnenterasse, sogar mit Sonne, danach unter die Dusche, dann ins Tauchbecken, Mensch, wo steht geschrieben, dass das SO kalt sein muss. Na ja.
Anziehen, essen, bummeln, hier bin ich. Gleich mache ich mich auf den Weg nach H. zu meinen Eltern und dem Brüderchen, Omi, meiner Bella und Leni, und zwar mit Pfötchengulasch im Gepäck. Das habe ich für meinen Papa gekocht, und für mich, versteht sich von selbst, und ich glaube, sonst mag es auch niemand essen, geschweige denn keinen Ekel empfinden, wenn ich es nur ausspreche. Ist halt ein Familiengericht und ich. Mag es. Basta.
Euch allen ein schönes Wochenende und Küsse im Überluss für die, die wollen.
Mein U.- könntest Du mich anrufen bitte? Ich erreiche Dich nicht.
lahoiha - Fr, 5. Okt, 16:58
272 mal durch die Augen ins...
Es gab Beschwerden, ich würde das Tagebuch nicht gewissenhaft führen. Dabei hatte ich einfach nichts zu sagen und das ist doch wohl kein Grund für ein schlechtes Gewissen? Ich war ein bisschen zu krank und danach habe ich den Internetanschluss lahmgelegt, weil ich viel zu oft das falsche Passwort, das aller Wahrscheinlichkeit nach ich geändert habe und zwar 2005, eingegeben habe.
Na ja, hier bin ich wieder. Sitze bei Mikie und habe grad ein interessantes Gespräch über Männers´Vorlieben geführt. Ich glaube ihm kein Wort- soviel dazu.
Na ja. Jetzt habe ich Urlaub. Ich hatte überlegt, wegzufahren, Fluchttendenz sag ich nur, habe mich aber eines Besseren belehrt, belehren lassen, überzeugen lassen, und werde am Sonntag zu R. nach U. fahren um DAS Projekt zu besprechen bzw dann evtl auch schon in Angriff zu nehmen. Und ich freue mich sehr. Sehr. Mindestens sehr. Ein neues Projekt, nicht nur DAS Projekt, ein Projekt auch für mich, hinter dem ich mit Herz und Seele stehe. Leider heißt das, dass ich nicht zum U. nach 8330 fahren kann und sich unsere Abstinenz dem Einjährigen nähert. Das ist traurig. Ich vermisse das U. schrecklich, den trockenen Humor und die Sushiorgien. Den Froschprinzen und die göttlichen Frühstückstische. Ich vermisse den flauschigen Teppichboden in der Wohnung und sie- einfach als Freundin. Auch wenn Liebe keine räumliche Nähe braucht. Trotzdem!!!!
So. Und nun gehe ich ins Bett. Dazu muss ich nochmal raus. Denn. Ich sitze noch immer in Mikies Wohnung und missbrauche ihn als Internetcafé. Morgen dann soll das neue Passwort kommen und dann, dann werde ich mich noch einmal in der Installation des Kabellosen üben. Es wird schon hinhauen.
Grüße-
ja. An alle, die mein Herz tragen und deren klopfendes Organ auch ich zu tragen geehrt bin. Danke.
MIKIE, danke. Schlaf gut und bis morgen.
Und noch ein paar Bilder. Die für sich sprechen. Irgendwie.
Wohin, wohin?

lahoiha - Mi, 3. Okt, 21:47
265 mal durch die Augen ins...
Hm. Es hat mich erwischt. Noch immer und immer mehr. Ich bin krank, der Schnupfen wuchs zu einer Mandelentzündung an und diese wiederum zu einer Bronchitis. Ich bin schlapp und müde und die Beine sind weich wie Gummi, und eben in diesem Moment frage ich mich, ob das überhaupt irgendwen interessiert, dieses Gejammere über Dinge und Gegebenheiten, die sowieso niemanden außer mich betreffen. Ach ja, Armin in Roccos´Bar war ein voller Erfolg. Eine volle Bar voller Emotionen, Spaß und getroffenem Schweigen. Hm. Das Leben ist schon komisch. Vor ungefähr einem Jahr, ich erinnere mich als sei es gestern gewesen, fuhr ich mit Armin und der Lichten zu einem Auftritt ins Kukuun auf die Reeperbahn. Ich saß dort hinten im Auto, sah die blinkenden Lichter der Nacht an mir vorrüberziehen und habe mich über die Schnelllebigkeit meines Lebens gewundert. Mit zwei nahezu fremden Menschen in einer fremden Stadt. Von allem Erwähnten ist nichts mehr fremd, ich saß dort auf einem fast Wohnzimmersessel in Wohnzimmeratmoshäre und habe weiche Wärme genossen- und nichts tut mehr weh. Das ist gut so und so will ich es am liebsten in allen Bereichen meines Lebens haben, schmerzfrei, friedlich und streichelnd.
Dass das so nicht immer gleich geht- muss ich nicht erst erwähnen. Aber ich arbeite dran.
So. Ab aufs Sofa oder ins Bett. Meine Beine tragen mich ohnehin nicht mehr.
lahoiha - Fr, 28. Sep, 17:59
320 mal durch die Augen ins...
Armin Sengbusch liest in
Roccos Bar, Flügelstr. 58 in Düsseldorf. Eintritt beträgt 6 Euro, dafür gibt es eine Menge Spaß, Musik, Gedankendrehen und "Kopftreffer". Wer in der Nähe ist, sollte das nicht verpassen, wer nicht in der Nähe ist- ebenfalls nicht. Es lohnt auf jeden Fall.

lahoiha - Mo, 24. Sep, 17:17
234 mal durch die Augen ins...
Geht überhaupt nicht grad. Schachmatt. Alles oberhalb der Schüsselbeine. Zwangsruhepause. Pfffff. Aus dem letzten Loch.
lahoiha - Mo, 24. Sep, 17:13
251 mal durch die Augen ins...
Zu der verflixten Verschnupfung kommt in diesen Tagen auch Wortbrecherei der Vormieterin einer Wohnung, die mir gehören sollte ab Mitte Oktober. Vielleicht war ich auch nur wieder zu schnell. Zu euphorisch. Zu freudig? Zu zwiegespalten? Wie dem auch sei. Sie hält nix vom Worthalten, mehr vom mehr-Geld-machen, und somit bekommt der Mensch die Wohnung, der 500 Flocken MEHR auf den Tisch legt als ich.
Ich sage mir, wer weiß schon, wofür es gut ist. Vielleicht wird die nächste Wohnung, die mir in Aussicht gestellt wird, jetzt DER absolute Knaller. DER Wahnsinn. Einfach eben MEHR meines. Ja. Ich werde sehen.
Hat jemand eine Wohnung für mich??????
xxx
Mensch. Ich HASSE es, wenn man sich, ich mich, nicht mehr verlassen kann auf gegebene Worte. ICH HASSE ES!!!!
xxx
Eine Welt ohne mich. Für nur einen Tag. Das wäre fein.
xxx
lahoiha - Mi, 19. Sep, 14:15
329 mal durch die Augen ins...
Ja. Erwischt hat es mich. Und zwar kalt und wahrscheinlich durch die Klimaanlagen, die ich zwischen vierzig und neunundreißig Grad in Dubai aufgesucht habe. Oder in der 10prozentigen Flugzeugluft. Wie auch immer. Ich bin krank und kann morgen nicht nach NYC fliegen :O((
lahoiha - Di, 18. Sep, 15:31
274 mal durch die Augen ins...